Ja, die neuen Elektro-Motorräder können in Sachen Reichweite noch nicht mit den klassischen Verbrennern mithalten. Doch davon ist genug geschrieben und geredet worden. Heute geht es um das Fahrgefühl der neuen Zero FXE 7.2.
Radfahrer als Freunde
Gefahren sind wir rund 85 Kilometer, eine Runde – exakt von Hotel zu Hotel. Die Akkus sind leer, wir sind wieder da. Das hat gepasst. Aber reicht das auch sonst? Vorerst muss es reichen, mehr gibt die Batterietechnik nicht her. Jedenfalls nicht, ohne dass die Sache bleischwer wird. Wer mehr Reichweite will, muss deshalb Verbrenner fahren, basta. Oder muss sich vorher ganz genau fragen, was er eigentlich will? 100 Kilometer? Kein Problem, das bekommt man hin. Wenn es jedoch 150 Kilometer werden sollen, wird es dünn. Das schafft nur, wer Fahrmodus und Gashand diszipliniert. Der fährt im verhaltenen Eco-Modus anstatt "Sport". Die FXE geht dann weitaus weniger satt und verhaltener ans Gas, rekuperiert dafür spürbarer. Also nehmen wir doch lieber an, es reicht. Dann sind 85 Kilometer Fahrspaß garantiert. Denn egal, ob bei 50 km/h oder bei 100 km/h (Vmax nach Tacho 140 km/h): die 106 Newtonmeter schieben die nur 135 Kilogramm schwere FXE mächtig an. Auch hier, vor den Toren Amsterdams, wo die höchste Erhebung der Deich und die zweithöchste ein Maulwurfshügel ist. Hier sind Höhenmeter so rar wie Kurven. Wer es hier nicht fliegen lässt, wird umgehend von Radlern bestraft. Deren Besitzer schließen die Zero übrigens umgehend in ihr Herz. Auch das ist ein wichtiger Aspekt der Elektro-Mobilität – sie passt hierher.
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Flüsterleises Stadtkind
Damit ist das Einsatzgebiet der neuen FXE schon weitgehend definiert. Sie ist eigentlich ein Stadtkind, fühlt sich umzingelt von Häusern, gestoppt von Zugbrücken und gebremst von Autoschlangen pudelwohl. Das gilt jedoch auch für den Deich. Ein leichtes Pfeifen des Motors, das Summen der Zahnriemen, hier und da eine quietschende Bremse – das ist es, was so eine Zero an Geräuschkulisse aufbaut. Sie flüstert gegen den Fahrtwind an. Die Zero-Truppe fügt sich nahtlos ein in diese ruhige Landschaft mit ihren netten Menschen und glücklichen Kühen und Schafen. Leben und leben lassen. Auch das ist Elektro.
Leichtfüßige Supermoto
Einige Infos zur Spezifikation der neuen FXE. Sie ist eine Supermoto, basiert auf der bekannte FXS, jedoch mit neuem Outfit. Huge-Design aus Kalifornien hat sich Gedanken gemacht, heraus kam ein überzeugender Entwurf, der sich deutlich von der bekannten FXS absetzt. Die technischen Daten sind jedoch identisch: 7,2 kWh Energie speichert der Akku, 106 Newtonmeter Drehmoment liefert der E-Motor aus dem Stand, die Spitzenleistung beträgt 44 PS, das Gewicht spielerische 135 Kilogramm. Vollgetankt, versteht sich. Damit ist die FXE eines der wenigen Elektromotorräder, die ihren Fahrer nicht gleich beim ersten Kontakt mit dem Gewicht ihres Batterie-Paketes erschlägt. Im Gegenteil, sie wuselt leichtfüßig durch den stehenden Verkehr in die erste Startreihe. Der Ampelstart selbst ist dann ein Kinderspiel. Einfach Strom, und ab geht der elektrische Reiter. Ohne Kuppeln, ohne Schalten, dafür mit einer perfekten Gasannahme gesegnet – wenn der Motor unter Last läuft. Aus dem Schiebebetrieb nimmt sich die FXE eine Winzigkeit Bedenkzeit. Diesen Sekundenbruchteil sollte einkalkulieren, wer die Zero auf das Hinterrad stellen will.
Großes Fahrwerk
Das Fahrwerk macht so etwas locker mit, die Abstimmung der Showa-Federelemente (Federweg 178/227 Millimeter) ist komfortabel. Das gilt für die voll einstellbare 41er Upside-down-Gabel ebenso, wie für das voll einstellbare Federbein. Die Rückmeldung vom schmalen 110er Vorderrad ist ebenso transparent wie die des 140er Hinterrads, die Pirelli Diablo Rosso II machen einen guten Job. Auf Assistenz in Form einer Traktionskontrolle kann die FXE trotz des beachtlichen Drehmoments verzichten, beim Bremsen wacht ein Bosch-ABS. Das ist nicht abschaltbar, lässt sich aber mit ausreichenden Drehzahlunterschied zwischen Vorder- und Hinterrad (Burnout) ins begrenzte Koma schicken. Für den Fall, dass jemand am Vorderrad Reifengummi sparen möchte.
Ladezeit einplanen
Für den Fall jedoch, dass der eine oder andere Leser nun vor Spannung knistert, sei eine Warnung angebracht. Wie derzeit alle Motorräder in diesem Genre ist auch die neue FXE kein Schnäppchen. 13.650 Euro ruft Zero auf, egal, ob mit der vollen Dauerleistung von 15 kW (A2-Führerschein tauglich) oder der 11-kW-Version (A1/B196 Führerschein). Beiden gemeinsam: 44 PS Spitzenleistung und der Druck am Hinterrad reicht allemal für zügiges Vorwärtskommen, ein sanfter Druck am Lenker für flotte Richtungswechsel. Eindeutig zäh fällt hingegen die nicht zu umgehende Zeit der Besinnlichkeit aus. Idealerweise ist es Nacht, wenn die FXE an der Haussteckdose hängt. Gut neun Stunden sollte man bei gänzlich leerem Akku einkalkulieren, mit einem optionalen Schnelllader (821 Euro) verkürzt sich diese Spanne um rund die Hälfte. Dann sind 95 Prozent des Akkus wieder geladen.
Fazit
Bewegen wir uns abseits der drückenden Diskussionen um Reichweiten und wie eine Elektromotorrad sein soll oder fahren muss, zeigt die FXE von Zero, dass es für jeden zweirädrigen Einsatz das richtige Zweirad gibt. Die FXE ist eben was für die Stadt. Arm an Emissionen und stark an Kraft, aber eben für den begrenzten urbanen Raum.
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